Stressvorbeugungund gewaltfreie Interaktion für Jugendliche

Für Jugendliche ist Tai Chi im Alltag ein erlebnisintensives, körperlich-direktes Experimentieren mit sich selbst und eine Schulung in Gewaltlosigkeit und gelungener Interaktion.

Tai Chi kann heilsame Bewegung, aktive Meditation und spielerisch-kämpferische Auseinandersetzung mit anderen sein. Diese drei unterschiedlichen Herangehensweisen werden in Tai Chi im Alltag ausgewogen berücksichtigt und in ihrem tieferen, Persönlichkeit bildenden Zusammenwirken nutzbar gemacht.

Auf der Bewusstheit im Umgang mit dem eigenen Körper gründet die soziale Bewusstheit. Das reiche Instrumentarium interaktiver Übungen ermöglicht ein gezieltes und zugleich spielerisches Eingehen auf unterschiedliche persönliche und soziale Themen. Es wächst ein Verständnis für die Dynamik von Konflikten und für gelungene Kommunikation, so auch für den Prozess der Mediation beziehungsweise der Streitschlichtung.

  • Dieses Angebot ist seit 1992 in der Arbeit mit jugendlichen Straffälligen in der Justizvollzugsanstalt Rockenberg entwickelt worden und findet dort bis heute statt. Verschiedene Veröffentlichungen dazu finden Sie hier.
     

 

Tai Chi im Alltag einer Jugendstrafanstalt

Teilnehmerstimmen: 

  • In Tai Chi habe ich viel über Übungen gelernt, die einem helfen, sich zu entspannen, während man eine aktive Bewegung macht. (…) In manchen Übungen, wie der Kung-Fu Übung ‚Der Baum‘, lernt man aus sich raus zu wachsen. Man lernt die eigene Energie und den eigenen Raum kennen. Ich habe auch viel über Grenzen gelernt, über meine und auch, wo die Grenzen bei anderen sind.
  • Vor dem Beginn des Kurses habe ich den ganzen Tag nur geschlafen. Dank Tai Chi bin ich topfit. (…) Ich habe auch gemerkt, dass ich jetzt viel mehr Ausdauer bei kniffligen Dingen habe.
  • Also, was ich gelernt habe hier, ist selbstbewusst sein und auch mal „Nein“ zu sagen. Alle sagen, ich habe mich sehr verändert in den drei Monaten.
  • Ich habe gemerkt, dass ich ruhiger geworden bin und nicht mehr so gewalttätig. Bei manchen Übungen habe ich mehr über meine inneren Gefühle rausbekommen und bin auch mehr auf sie eingegangen.
  • Ich habe gelernt, mich in eine Gruppe einzufügen, die über einen längeren Zeitraum besteht. In einer Gruppe ist es auch wichtig, dass alle Mitglieder ihre Stärken zusammen bringen.
  • Man macht aus einem Problem eine Beobachtung von einem selbst und ist nicht mehr das Opfer. Ich habe gelernt, z. B. wenn ich merke, dass ich sauer auf jemanden oder auf eine Situation bin - zu beobachten, (…) ob ich wütend werde und vor allem wieso. Dabei bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass jede Art von Wut mit einer Angst zusammenhängt.
  • Am Abend nach der ersten Probestunde konnte ich das erste Mal früh einschlafen. Ich merkte bald, dass man Tai Chi in vielen Sachen im Leben benutzen kann. Tai Chi ist zwar nicht immer einfach, da manche Übungen sehr anstrengend sind, aber trotzdem bin ich froh, an diesem Kurs teilnehmen zu dürfen.
  • Ich kann besser schlafen und ich rauche nicht mehr so viel.
  • Früher war es in der Gruppe leider so, dass wir uns alle misstrauten, weil wir dachten, das wir unser Gesicht verlieren, aber nach einer gewissen Zeit wurde es immer besser, weil wir ehrlich waren zu uns selbst. Wir haben uns angefreundet und ab da ging es steil bergauf. Wir haben Spaß gehabt und wenn einer beim Tai Chi-Wettkampf verloren hat, hat er nicht sein Gesicht verloren, sondern er hat gelacht, wie alle anderen, weil uns das Lernen Spaß gemacht hat und dadurch haben wir uns immer verbessert.